Wir Corpsstudenten
Wer sind wir?
Corpsstudenten sind Menschen wie Du und ich. Geheimnisvolles haftet ihnen nicht an.
In Deutschland und Österreich sind zurzeit rund sechstausend Studenten Mitglieder eines Corps.
Warum sind sie “aktiv” geworden?
Im Gegensatz zum stark reglementierten Schulbetrieb ist es den Studenten weitgehend selbst überlassen, ihren Lern- und Arbeitsstil zu bestimmen. Das vordergründige Ziel der Studienjahre ist der Studienabschluss. Für den einen oder anderen wird er der einzige Anspruch an die Universität sein. Die Idee der Universität umfasst indes weit mehr. Denn die Universität sollte die ganze Persönlichkeit bilden.
Die oftmals belächelte Schulmeisterweisheit, dass man nicht für die Schule, sondern für das Leben lerne, enthält einen kleinen Denkfehler. Die intensivste Form des Lernens ist das Leben selbst. Mit zunehmender Fächerspezialisierung an der Universität und der fast ausschließlich berufsbezogenen Ausrichtung einzelner Studiengänge wird der persönlichkeitsbildende Charakter der Universität immer mehr zerstört. Schließlich hat die jetzige Explosion der Studentenzahlen zu einer Vermassung an den Universitäten geführt, was den Kontakt unter den Studenten sehr erschwert.
Die Corps unternehmen den Versuch, die Kluft zwischen Schule und Universität zu überbrücken. Corps sind mehr als nur studentische Korporationen an den Universitäten. Einer der corpsstudentischen Gedanken ist es, dem reinen Wissenschaftsdenken an der Universität als Kontrapunkt und Bereicherung ein lebendiges Element gegenüber zu setzen. Für die Dauer von meist vier Semestern leben und studieren Corpsstudenten in der Gemeinschaft. Sie wohnen auf dem corpseigenen Haus, diskutieren, feiern oder machen Ausflüge. Den Gedankenmodellen der Universität stellen die Corpsstudenten so das Leben selbst zur Seite. Vielleicht liegt es daran, dass kaum ein Corpsstudent zum Radikalismus neigt, sei es rechts oder links.
Toleranz gegenüber Weltanschauung, politischen Ansichten und Religion ist eines der wesentlichen corpsstudentischen Prinzipien.
Über alle Unterschiede in der fachlichen Ausbildung hinweg streben wir Corpsstudenten einen universellen Gedankenaustausch an. Der ständige Kontakt mit Studenten anderer Fachbereiche ermöglicht dem einzelnen einen Einblick in Wissensgebiete, die ihm sonst fremd und damit unverständlich bleiben. Jung und Alt empfinden sich nicht als Gegner, sondern als Partner.
Die Gemeinschaft prägt das Individuum und das Individuum die Gemeinschaft. Der Einzelne bildet und wird gebildet. Hier liegt der Unterschied zur passiven Ausbildung.
Wir Corpsstudenten haben uns zum Fechten von Mensuren verpflichtet. Dieses Erlebnis weist über alle Wissenschaftlichkeit hinaus. Aus dem Gefühl einer Solidarität mit der Gemeinschaft übernimmt der Einzelne so eine Verpflichtung, die in der Gemeinschaft ein besonderes Gefühl der Verbundenheit erzeugt. Das Fechten ist so Ausdruck und Weg zur Freundschaft. Obwohl das Fechten relativ ungefährlich ist, verlangt es doch Einsatzbereitschaft und ein Gefühl für Fairness und Ritterlichkeit. Ein Gefühl, das nur erlebbar – nie erlernbar – ist. Die intensiven Bemühungen jedes Einzelnen für den Anderen führen zum Verständnis individueller und allgemeiner menschlicher Stärken und Schwächen, Möglichkeiten und Grenzen. Persönlichkeitsbildung zum Positiven ist gemeinsames Ziel. Die Toleranz gegenüber der Individualität schafft die Voraussetzung für die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Nur auf dieser Grundlage kann dauerhafte Freundschaft gedeihen. Nur skizzenhaft konnte hier das Wesen des Corpsstudententums umrissen werden.
Es würde uns freuen, wenn wir Ihr Interesse für uns geweckt haben.